🇩🇪

26 Dinge, die ich in 26 Jahren gelernt habe

🇩🇪

🙋🏼‍♀️ Persönliches

Okay, das wird jetzt vielleicht ein bisschen deep, sorry schon mal. Aber hier sind 26 Dinge, die ich in den letzten 26 Jahren gelernt habe.

Dear Reader — album cover

Dear Reader

Taylor Swift

Never take advice from someone who’s falling apart (You should find another)

Hier sind 26 Dinge, die ich bis hierher gelernt habe. Manchmal leise, manchmal laut, manchmal mit einem richtigen Aha-Moment und manchmal mit einem Kloß im Hals. Nicht alles davon ist allgemeingültig, aber alles davon ist echt. Und vielleicht erkennst du dich ja in dem einen oder anderen Punkt wieder. Und wenn du etwas davon mitnehmen kannst für dein eigenes Leben, würds mich am meisten freuen. 🥰

1. „A friend to all is a friend to none“

Jemand der versucht es allen recht zu machen, wird am Ende für niemanden ein richtiger Freund sein. Freunde sein bedeutet Loyalität und Prioritäten setzen. Jemand der aber ständig versucht keinen zu verärgern und es jedem recht machen versucht, weil sein eigenes Ego es nicht verträgt, wenn er bei jemanden dann nicht mehr so gut dasteht, wird am Ende des Tages jeden verärgern, weil niemand ihm vertrauen kann.

2. Lern auf dein Bauchgefühl zu hören.

Wahrscheinlich ist das für die meisten eh selbstverständlich, dass man auf sein Bauchgefühl hören kann/soll/muss, weil es einen so mehr über eine Situation sagen kann, als was der Kopf in Worte fassen könnte. Aber für mich war das lange nicht klar. Ich habe immer alles zerdenkt, hab mich verkopft und hab mich gefragt warum das bei allen anderen alles so viel einfacher scheint. Turns out wenn man seine ganze Zeit mit Denken verbringt hat man keine Zeit mal seine Gefühle da sein zu lassen und sich von denen leiten zu lassen. Sportschießen ist auf eine Weise eigentlich auch einfach Bauchgefühl - du kannst ja auch nie wissen dass du dich im Zentrum der Scheibe befindest, du musst auf dein Gefühl vertrauen, dass dir sagt wenn’s Zeit zum abdrücken ist.

Comic

by Hector Janse van Rensburg aka Shitty Watercolour

3. Gefühle dürfen einfach da sein

Manchmal passierts, dass einen ein negatives Gefühl mal so richtig überrollt und in dem Moment nimmt das Gefühl plötzlich den ganzen Raum für sich ein. Und wenn man versucht irgendwie mit Rationalität durchzudringen, dann kommt das nicht durch die Mauer, die das Emotion um dich herum aufgebaut hat. Und alles was dann hilft ist sich zu vor Augen zu halten: Die Emotion ist gerade da, das ist okay, aber sie wird dann auch wieder gehen.

4. Wenn der Hass nachlässt, darf man jemanden trotzdem nicht mögen

Irgendwann wirst du den Hass den du auf eine Person, die dich verletzt hat, loslassen, einfach weil Hass so ein großer emotionaler Aufwand deinerseits ist und du erkennen wirst, dass du deine Energie nicht auf diese Person weiter verschwenden willst. Und dann darfst du am Ende des Tages denjenigen oder diejenige einfach nicht mögen.

5. Die wichtigste Person, der du vergeben solltest, bist du selbst

Und ja, das sagt sich leichter, als es ist. Wir kennen es alle: Hätte, hätte, Fahrradkette. Manchmal muss man sich einfach in die Situation zurückversetzen und sagen: Okay, das sind die Informationen, die ich gehabt habe und das waren meine Gefühle dabei und deswegen habe ich so gehandelt. Im Nachhinein ists immer leichter zu sagen, dass man es anders hätte machen sollen, aber damals hattest du halt auch nicht das Wissen das du heute hast. Was zählt ist das du daraus gelernt hast und deinen Fehler eingesehen hast, viele schaffen das erst gar nicht.

6. Nur weil du verstehst, warum jemand etwas getan hat, heißt das nicht, dass es okay war

Würdest du in der Situation genauso gehandelt haben? Nein? Dann weißt du, was du wissen musst. Empathie für andere haben ist wundervoll, aber stell nicht deine Gefühle hinten an nur weil du die Lage von jemanden verstehen kannst.

7. Man darf lästern, solange es gerechtfertigt ist

Wir Menschen verdanken es unserer Fähigkeit, über andere zu sprechen, dass wir große Gesellschaften formen können. Tiere, die zwar kommunizieren, aber nicht über Dritte reden können, sind in ihrer Gruppengröße begrenzt. Sie müssen jeden selbst kennen, um einschätzen zu können, ob er vertrauenswürdig ist. Lästern hat uns als Menschheit also dorthin gebracht, wo wir heute sind. Aber bitte: immer mit Empathie und einem moralischen Kompass.

8. „Aufgehoben ist nicht aufgeschoben“

Manche Dinge brauchen einfach ihren Moment. Nur weil es gerade nicht dran ist, heißt das nicht, dass es nie mehr kommt. Manche Ideen, Menschen oder Pläne reifen still im Hintergrund und sind dann auf einmal ganz richtig, wenn du sie fast schon vergessen hast.

9. Manchmal hilft nur: “Go outside and touch some grass”

Im Ernst, manchmal braucht der Kopf halt einfach frische Luft, ein bisschen Bewegung, festen Boden unter den Füßen und die Erkenntnis, dass die meisten Probleme so klein sind, wenn man sie mit der Größe unserer Welt vergleicht.

10. Dein Körper kann so viel mehr, als nur schön zu sein

Er trägt dich durch Training, durch Krankheit, durch Tage, an denen du keine Kraft hattest und er kämpft trotzdem weiter. Schönheit ist das Letzte, woran er denkt. Er ist dafür da, dass du da bist. Er trägt dich durchs Leben. Und das ist doch ziemlich beeindruckend und gehört manchmal auch einfach wertgeschätzt.

11. Es ist nicht komisch, Dinge alleine zu machen

Niemand denkt sich ernsthaft etwas dabei, wenn du alleine ins Café gehst, ins Kino oder auf Reisen. Und falls doch jemand meint, das kommentieren zu müssen, dann ist das eher ein Zeichen, dass diese Person selbst nichts Besseres zu tun hat. Also lass dich von der Angst nicht ausbremsen und mach einfach das, worauf du Lust hast.

12. Wenn du mit deinem Körper kämpfst, schau dich mal um

Wir sind fast immer unsere eigenen härtesten Kritiker. Was wir an uns selbst als „Fehler“ sehen, würden wir bei einer anderen Person mit ganz ähnlichem Körper nie negativ bewerten. Das zeigt, dass unser Blick auf uns selbst viel strenger ist, als er sein müsste und dass ein freundlicherer Blick manchmal einfach nur eine kleine Perspektivverschiebung braucht.

13. Am Wettkampftag zählt, was du davor geleistet hast

Und auf das musst du Vertrauen haben. Dieser Gedanke wird dich zwar nicht ganz von deiner Nervösität befreien, aber er sollte dir etwas Sicherheit geben. Und wenns nicht reicht: zurück ins Training. Weiterarbeiten. Wiederkommen.

14. Man darf um Hilfe bitten

Ich hab mir früher immer soooo schwer getan irgendwen um Hilfe zu bitten, weil ich so sehr in meiner Hyper-Independence Schleife gefangen war und immer dachte ich muss alles selbst schaffen. Mit der Zeit und in kleinen Schritten hab ich dann gelernt, andere um Gefallen und Hilfe zu bitten und hab so meine alten Muster durchbrochen. Anderen helfen und geholfen werden ist super, stärkt Bindungen und schafft ein Gefühl der Gemeinschaft und das ist doch richtig wholesome 🥰

15. Du bist nicht losgelöst von deinem Körper

Dein Kopf funktioniert nicht unabhängig vom Rest. Deine Laune, deine Reizbarkeit, deine Traurigkeit, das alles kann mit deinem Körper zusammenhängen. Wer sich selbst verstehen will, muss auch den Körper mitdenken. Wenn du dich also selbst verstehen willst, versteh deinen Körper: Wie reagierst du bei Unterzucker, an der Periode, wenn du eingeengt bist und wie gehst du am produktivsten mit solchen Situationen um, so dass du nicht in eine negativ Spirale kommst?

16. „Ich weiß es gerade nicht“ ist besser als irgendwas zusammenzuerfinden

Es zeigt viel mehr Größe, Unsicherheit zuzulassen, als so zu tun, als hätte man alles im Griff. Ehrlichkeit schafft Vertrauen in dich und in andere. Ehrlich zu sein ist mutiger als krampfhaft klug wirken zu müssen.

17. Gefühle zu zeigen macht dich nicht schwach

Im Gegenteil: Wer über seine Gefühle spricht, übernimmt Verantwortung. Und ja, es ist manchmal unangenehm, aber viel schlimmer ist es, so zu tun, als sei alles okay und alle anderen merken, das du gerade nur was vorspielst, weil dein Ego es nicht verkraftet ehrlich zu sein.

Comic

by Ash Lamb ashlamb.com

18. Durch den Cringe-Mountain muss man durch

Am „Cringe-Mountain“ kommt keiner vorbei. Wer sich zeigt, stolpert zwangsläufig mal in peinliche Momente, das gehört dazu. Aber eigentlich ist das auch nicht schlimm: Meistens denken die anderen sowieso nicht halb so viel über dich nach, wie du glaubst. Und selbst wenn, du kannst eh nicht kontrollieren, was in ihren Köpfen passiert. Also besser rauf auf den Berg, einmal durch das Tal der Fremdscham marschieren und oben merken: So schlimm wars doch gar nicht.

19. Eine Entschuldigung ist nur so viel wert wie die Empathie dahinter

Vor ein paar Monaten habe ich mich gefragt: „Warum fühlt es sich für mich zwischen dieser Person und mir trotzdem nicht okay an, obwohl sie sich entschuldigt hat und ich die Entschuldigung angenommen habe?“ Dann habe ich erkannt: Eine Entschuldigung ist am Ende nur so viel wert wie das Verständnis und die Empathie, die dahinterstehen. Manche Wunden bleiben, auch nach einer Entschuldigung. Und manche heilen mit der Zeit.

20. Nicht jedes Hobby muss ein Business werden

Es ist okay, etwas einfach nur aus Spaß zu machen. Nicht alles muss produktiv, wachstumsorientiert oder verwertbar sein. Manchmal ist man zu sehr in dieser Kapitalismus-Denke drin, dass man aus alles was man machen kann, auch etwas generieren muss. Oder man kommt auf Umweg in diese Denke rein, weil man vielleicht eigentlich nur eine Anleitung für sein Hobby sucht und dann zu einem Creator findet, der das komplett monetarisiert und ausschlachtet. Aber das muss nicht dein Weg sein. Du darfst Gitarre spielen, häkeln, backen und alles was es sonst so gibt einfach aus Spaß, nicht um es perfekt zu können oder Geld damit zu verdienen.

21. “I’m not like other girls” ist bullshit

Irgendwann war es mal so ein Ding, dass Mädchen und Frauen das Gefühl hatten, sich von anderen Frauen abgrenzen zu müssen. Oder Männer Komplimente dafür gaben “Du bist nicht so wie die anderen Mädchen.” Einfach nur Ewww. Andere Frauen sind wundervoll, ehrgeizig, facettenreich, empathievoll und noch so viel mehr. Warum sollte man diese Bindung zu einer ganzen Gesellschaftsgruppe aufgeben, nur weil man sich als was besseres positionieren will. “Look at me ich bin so viel besser weil ich nicht so bin.” Ewwww just stop.

22. Wenn der Körper nicht mehr kann, dann kann er nicht mehr

Punkt aus Ende. Das musste ich ein paar Mal auf die harte Weise erleben, bis ichs mal wirklich eingesehen habe. Diese toxische “David Goggings”-mäßige ignorieren von physischen Zeichen, dass der Körper am Ende ist, bezahlt man halt irgendwann auf die harte Weise.

Ich weiß noch vor 2 Jahren hatte ich gleichzeitig schon leichte Probleme mit meinen Knien (u.a. wegen meiner Hypermobilität) und Kleinkaliber Kniend war gerade gar nicht meine Stärke und es war ziemlich eine “Plagerei”. Und ich wusste, dass Kniend die Schmerzen in meinen Knien schlimmer macht, aber ich wollte ja hart sein und mich durchbeißen. Als ich dann bei der Tiroler Meisterschaft schlecht kniend geschossen habe bin ich sogar noch direkt danach zu meinem Heimstand gefahren und hab mindestens 100 Schuss kniend geschossen. Das hört sich jetzt vielleicht nach Kampfgeist an aber im Endeffekt wars einfach nur dumm. Am Ende der Saison waren meine Knie so durch, entzunden und komplett steif. Ich konnte fast nicht normal gehen, ich musste jedes Mal wenn ich am Rücken gelegen bin etwas unter meine Knie legen, weil sonst der Schmerz zu groß war. Das ganze hat dann sicher ein Monat gedauert bis es sich wieder erholt hat.

Also wenn ihr hiervon was mitnehmt, dann bitte dass ihr auf euren Körper hört. Ja, um besser zu werden muss man die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit durch Beanspruchung verschieben, aber dabei gibts halt auch ein Limit.

All you need is the audacity to suck at something new and the stubborness to keep suching until you don't and you can do anything in life

23. Erlaube dir, Anfänger:in zu sein

Wenn du dir die erste Stufe in deinem Kopf so immens aufbaust, weil du direkt mit dem ersten Schritt so hoch hinauswillst, wirst du wenn du anfangen willst vor einer Wand stehen, die du nicht erklimmen kannst.

24. Vergleich dich nicht mit Menschen, die andere Prioritäten setzen

Auf Social Media ist der Vergleich mit Menschen aus anderen Bereichen fast unvermeidlich, sei es im Sport, in kreativen Hobbys oder anderswo. Doch dabei übersieht man leicht, dass jede Person ihre Schwerpunkte anders setzt. Die Kraftsportlerin auf Instagram kann ihre gesamte Energie ins Krafttraining investieren. Wenn du deine Zeit zusätzlich in Ausdauer oder andere Interessen steckst, ist ein direkter Vergleich gar nicht fair, ihr verfolgt schlicht unterschiedliche Prioritäten.

25. Mach es dir so einfach wie möglich, wenn du willst, dass du es wirklich machst

Willenskraft ist endlich, Systeme sind nachhaltig. Wenn du dir Routinen schaffst, die wenig Überwindung kosten, bleibst du langfristig dabei.

Ich hab im meinen Leben schon so viele schöne Notizbücher gekauft, in der Hoffnung, dass ich da wunderschön gesammelt alles hineinschreibe und am Ende sind noch alle entweder daheim oder in meinem Rucksack, mit vielleicht drei Seiten beschrieben, verstaubt. Das was funktioniert ist die ganz normale Notiz-App am Handy. Wenn mir irgendwas einfällt mach ich schnell eine Notiz, das Handy ist eh immer dabei und Kugelschreiber braucht man auch keinen. Manches ist gesammelt in speziellen Ordnern und manches ist einfach irgendwo in der App versteckt, aber wenn man mal was sucht findet man es mithilfe eines Stichworts eh immer.

Also: Es muss nicht perfekt sein. Es muss passieren. Was leicht fällt, fällt öfter.

26. Lass dir nichts einreden von Menschen, die keine Ahnung haben, was du wirklich tust

Vor allem im Sport ist es oft leicht für unempathische Zuschauer die Leistung anhand einer Zahl zu bewerten und zu sagen “Du musst mehr machen”. Mehr, mehr und immer mehr. Doch keiner von denen weiß wieviel du wirklich trainierst und ohne diese Information ist es immer einfach “MEHR!” zu sagen.

Wenn du 24 Stunden am Tag trainieren würdest, würdest du dann besser werden? Natürlich nicht, also muss es ja irgendwo eine Grenze geben, an der Training dann von produktiv zu unproduktiv oder sogar schädlich übergeht. Und diese Grenze gilt es zu finden, das ist Spitzensport, so viel rauszuholen wie geht (Betonung auf wie geht).

Schlusswort

Und wenn ich noch eine Sache mitgeben möchte, dann ist es die: Auch selbstbewusste Menschen sind manchmal unsicher und haben Zweifel. Ich würde mal sagen, ich wirke (meistens) recht selbstbewusst – aber ich kämpfe trotzdem immer wieder mit Gedanken wie: „War das zu laut?“, „Ich bin zu leise / zu komisch / zu anders“, „Ich bin nicht hübsch / dünn / gut genug“, „Alle hassen mich.“

Der Unterschied ist vielleicht, dass ich gelernt habe, wie ich mit diesen Zweifeln umgehe und mich nicht mehr in ihnen verliere.